Bioprozesse

Logik und Ontologie lebender Systeme

vom 25. bis 27. März 2010, Wismarsche Str. 8

Am Zentrum für Logik, Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte der Universität Rostock arbeitet ein Verbund aus Natur- und Geisteswissenschaftlern am Verständnis der lebenden Zelle im Wandel. Das Gesamtziel des Verbundvorhabens ist die Entwicklung eines wissenschaftstheoretischen Neuansatzes, der es ermöglicht, den stetigen Fortschritt und Wandel unseres Wissens über komplexe lebende Systeme als einen langfristigen und dynamischen Transformationsprozess von Wissenssystemen zu rekonstruieren, zu beurteilen und zu dokumentieren sowie darüber hinaus erkenntnistheoretische, bildtheoretische und ontologische Probleme der vielschichtigen Modelle, Abbildungen und Repräsentationen zellulärer Prozesse lebender Systeme neu aufzugreifen und zu diskutieren. Dem Teilprojekt OntoCell fällt dabei die Aufgabe zu, die logischen und ontologischen Grundlagen von zellulären Prozessen lebender Systeme bereitzustellen. Entsprechend berücksichtigten die Beiträge auf der Tagung die Themen "Leben", "Lebewesen", "Zelle und Prozess" und bemühten sich aus philosophischer Sicht um die Klärung damit einhergehender fundamentaler ontologischer Fragen.

Von Rostocker Seite zum Beispiel geschah das durch die Vorstellung einer Ereignistheorie, zu der sich die Logik des Aspekts von Antony Galton in den letzten 25 Jahren gemausert hat. Diese Theorie ist zwar in einer der arithmetischen nachgebildeten Formelsprache des reinen Denkens verfasst, legt aber ihren Aussagen keine arithmetischen Gegenstände, Eigenschaften und Relationen zugrunde, sondern spricht in zeitlichen Aussagen über Zustände, Ereignisse und lebende Systeme. Sie hat es nicht mit einem Redebereich unwandelbarer, zeitloser Gegenstände zu tun, sondern sieht sich der évolution créatrice gegenüber. Es gehört zu den hervorstechenden Zügen besagter Ereignistheorie, dass sie in ihrer Semantik gar nicht erst von Redebereich spricht, sondern all das betrachtet, was war bzw. ist, und sich offen hält für das, was die Zukunft bringen wird. So kann es nicht ausbleiben, dass sie bei der Ausarbeitung des Interpretationsbegriffes und der Semantik atomarer sowie quantifizierter Sätze noch gänzlich unerforschtes Neuland betritt.

Das Verständnis der lebenden Zelle im Wandel stellt Ansprüche an die moderne Logik, welche diese nur durch ihren eigenen Wandel erfüllen kann, der sie von der angestammten Orientierung an den Zahlen zur Einbeziehung der Tatsachen des Lebens führt.

Tagungsprogramm

Donnerstag, 25.3.2010

9.15-10.45 Uhr
Bertram Kienzle (Rostock)
„Propositionale Repräsentation von alternden Entitäten, ihrem Tun, Sein und Werden (I. Teil)“

11.15-12.45 Uhr
Marianne Schark (Freiburg)
„Zur ontologischen Bestimmung von Zellen als kleinste lebende Einheit“

14.30-16.00 Uhr
Johanna Seibt (Aarhus)
„Allgemeine Prozesstheorie“

16.30-18.00 Uhr
Niko Strobach (Saarbrücken)
„Einzellflaschenhälse“

Freitag, 26.3.2010

9.15-10.45 Uhr
Martin Lemke (Rostock)
„Ereignis-Ontologie“

11.15-12.45 Uhr
Stefan Schulz (Freiburg)
„Repräsentation von Prozessen und Funktionen in biomedizinischen Ontologien“

14.30-16.00 Uhr
Johanna Seibt (Aarhus)
„Die Ontologie emergenter Prozesse in biologischen Zellen“

16.30-18.00 Uhr
Mathias Brochhausen (Saarbrücken)
„Ist Speziation ein Prozessmuster“

Samstag, 27.3.2010

9.15-10.45 Uhr
Ludger Jansen (Rostock)
„Prozessbeteiligte“

11.15-12.45 Uhr
Bertram Kienzle (Rostock)
„Propositionale Repräsentation von alternden Entitäten, ihrem Tun, Sein und Werden (II. Teil)“