Transformationen des Wissens

Die Forschungen am ZLWWG zu den Transformationen des Wissens betreffen historische Prozesse der Entstehung und langfristigen Entwicklung des Wissens in den Wissenschaften. Dabei werden insbesondere tief greifende Umstrukturierungen von Wissenssystemen in der Geschichte des wissenschaftlichen Wissens studiert.

Als Wissenssysteme werden die tradierten Wissensbestände in einem bestimmten historischen Kontext bezeichnet. Darunter fallen die theoretischen und praktischen Wissensressourcen, aber auch die intuitiven Bestandteile des Alltags- und Erfahrungswissens. Ein wesentlicher Aspekt der Entwicklung des wissenschaftlichen Wissens ist ihr kumulativer Charakter, der auf der kulturellen Evolution von Methoden, Instrumenten und Technologien beruht. Dabei kann es von Zeit zu Zeit aber auch zu Innovationen kommen, die wissenschaftliche Revolutionen nach sich ziehen, die wiederum zu weiträumigen Umordnungen und Neubestimmungen von Wissenssystemen führen.

Hierbei stellt sich die Frage, ob die Untersuchung dieser historischen Prozesse nur als eine beschreibende Wissenschaftsgeschichte möglich ist, oder ob es eine historische Theorie des Wissens gibt, die ein Verständnis der Umstrukturierungen und Neubewertungen von Wissenssystemen unter rationalen Maßstäben ermöglicht. Oder anders gefragt: Ist die Geschichte des Wissens trotz der Kontingenz ihrer kulturhistorischen Kontexte und einiger tief greifender Umbrüche durch eine Art wissenschaftlicher Rationalität bestimmt, die Maßstäbe für den Anspruch der Wissenschaft auf objektives Wissen vorgibt?