Ludwik Fleck - Werkstattgespräch

Eröffnungsvortrag

Prof. Dr. Johannes Fehr (Ludwik Fleck Zentrum am Collegium Helveticum)

Fleck lesen

am 24. April 2009, im ZLWWG

Wer Flecks wissenschaftstheoretische Schriften liest, kann merkwürdige Erfahrungen machen: Unvermutet bleibt man an einer Stelle hängen, die man zu kennen glaubte, die man jedenfalls schon wiederholt gelesen hat. Doch jetzt fallen einem Worte oder Wendungen auf, die eigenartig klingen: «Formulierungsprobe» - Formulierungsprobe?, «Erfahrenheit» - Erfahrenheit? oder «stilgemäßes Aviso des Denkwiderstandes», etc., etc.  - wie bitte, ist man hier und an anderen Stellen versucht zu fragen, und, wovon genau ist denn die Rede?

Das Eigenwillige an Flecks Diktion ist nicht unbemerkt geblieben: Bereits in den ersten Rezensionen von Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache Mitte der dreißiger Jahre werden Flecks Wortprägungen thematisiert - weshalb «Kollektiv» und nicht «Gemeinschaft»? -, sie werden immer wieder vermerkt - «nicht im Stil der abgeklärten, nüchternen Monographie», «zuweilen eher appellativ als argumentativ» -, auch von Lesern, für die Deutsch eine Fremdsprache ist: «extraordinarily difficult», «la petite voix de Fleck, aux accents parfois inouïs».

Dass Fleck sein Denken ausdrücklich nicht in Anlehnung an respektive im Rückgriff auf eine bereits etablierte wissenschaftsphilosophische oder auch -soziologische Begrifflichkeit zu entwickeln versuchte, scheint mir auf der Hand zu liegen. Und es ist von daher auch nicht überraschend, dass die Frage, welche Einflüsse für ihn prägend waren und welcher Tradition oder Schule er allenfalls zuzuordnen sei, nicht schlüssig beantwortet werden konnte. Etwas anderes ist die Frage, was durch Flecks manchmal geradezu saloppe, bisweilen auch sperrige, da und dort doppelbödige Sprache in sein Denken hineinkommt, was seine Art des Sprechens oder Schreibens zum Gehalt dieses Denkens beiträgt oder in dieses hineinträgt. Dieser Frage, an die sich bereits der Aufsatz «… und nichts als sie. Eine epistemologische Rhapsodie» herantastet, wurde von Professor Fehr zum Einstieg in das Rostocker Werkstattgespräch nachgegangen. 

Programm Freitag 24.04.2009:

10.30 bis 11.15 Uhr, Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Johannes Fehr
11.30 bis 12.30 Uhr, Diskussion über Vortrag und Aufsatz von Prof. Dr. Fehr
13.00 bis 14.00 Uhr, Mittagspause und Mittagstisch 
14.00 bis 15.30 Uhr, Erwiderung von Prof. Dr. Niko Strobach und Diskussion
16.00 bis 17.00 Uhr, Erwiderung von Dr. Olaf Engler und Diskussion

Programm Samstag 25.4.2009:

11.00 bis 12.00 Uhr, Erwiderung von Raja T. Rosenhagen M. A.  und Diskussion
12.15 bis 12.45 Uhr, Erwiderung von Dipl.-Pol. Sebastian Zacharias M. A. und Diskussion
13.00 Uhr, Mittagspause
ca. 14.30 Uhr, Abreise nach Warnemünde zum Strandspaziergang

Teilnehmer:

Karsten Böger, Stud. phil. (Rostock)
Tobias Breidenmoser B. A. (Berlin)
Dr. Olaf Engler (Rostock)
Björn Henning, 1. St. ex. (Rostock)
Dr. Mathias Iven (Rostock)
Dr. Ludger Jansen (Rostock)
Prof. Dr. Bertram Kienzle (Rostock)
Prof. Dr. Hans-Uwe Lammel (Rostock)
Michael Pohl M.A. (Rostock)
Raja T. Rosenhagen M. A. (Rostock)
Prof. Dr. Lars Schwabe (Rostock)
Prof. Dr. Niko Strobach (Saarbrücken)
Sebastian Zacharias M. A. (Berlin)